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Aktuelle Publikationen

The Mediterranean Other - The other Mediterranean (2019)

Herausgegeben von Medardus Brehl, Andreas Eckl und Kristin Platt.

Der mediterrane Andere begegnet uns heute vor allem im 'Flüchtling'. Wissenschaftliche, politische und öffentliche Diskurse über den Mittelmeerraum zeigen sich – weiterhin oder neu? – von hegemonialen Perspektiven bestimmt.
Der Blick auf andere Wahrnehmungen, Deutungen und Darstellungen scheint durch das Reden über Finanzkrisen, den neuen Süden, verschwimmende Grenzen, unklare Sicherheiten nicht möglich. Dagegen wenden sich die Beiträge des Bandes. Die Studien fordern nicht allein zu einer kritischen Befragung aktueller politischer Entwicklungen heraus. Sie geben der Suche der Minderheiten, nicht-staatlichen Gruppen und Diasporen am Mittelmeer nach einer eigenen Stimme einen Rahmen.

Mit Beiträgen von Cristina Balma Tivola, Julia Blandfort, Paolo Giaccaria, Shlomo Lotan, Anna Piotrowska, Kristin Platt, Christopher Schliephake, Paul Silverstein, Anna Tozzi Di Marco, Felix Wiedemann.



Mediterranean Rivers in Global Perspective (2019)

Herausgegeben von Johannes Bernhardt, Markus Koller, Achim Lichtenberger

Flüsse im Mittelmeerraum sind seit jeher wichtige Orte der Gesellschaftsbildung, da sie Wasser-, Nahrungsmittel- und Energieressourcen sowie natürliche Grenzen und Wege darstellen. Darüber hinaus sind sie Räume der Interaktion zwischen Meer, Küste und Hinterland.
Die jüngsten Debatten über die Globalisierung und den spatial turn haben das Interesse an der Erforschung transnationaler Regionen und der Beziehungen zwischen Mensch und Natur verstärkt. In diesem Zusammenhang wird das Mittelmeer oft als eine natürliche Gegebenheit betrachtet. Die globale Geschichte hat jedoch auch die Vorstellung von klar definierten Gebieten und Kulturen verändert und modifiziert. Um die Mittelmeerstudien weiterzuentwickeln, bietet der Band eine interdisziplinäre und epochenübergreifende Perspektive, die sich auf die Mittelmeerflüsse und ihre Menschen konzentriert.



Initiatives of Regional Integration in Asia in Comparative Perspective Concepts, Contents and Prospects (2018)

Herausgegeben von Anja Zorob und Howard Loewen

Dieser Band bietet einen Vergleich zwischen und eine Erklärung für die verschiedenen Formen des Regionalismus in Asien, indem er die Besonderheiten regionaler Vereinbarungen und deren Entwicklung in den 1990er und 2000er Jahren vor dem Hintergrund eines sich verändernden globalen Umfelds aufzeigt. Darüber hinaus wird eine wirklich "interasiatische" Perspektive eingenommen. Durch die Analyse und den Vergleich verschiedener Erscheinungsformen regionaler Integrationsabkommen in ganz Asien und seinen verschiedenen Subregionen wird versucht, ihre gemeinsamen Merkmale und subregionalen Facetten im Hinblick auf ihre Entstehung, Gestaltung und Folgen zu erfassen. Darüber hinaus werden die politischen Prozesse, die ihre Aushandlung und Umsetzung begleiten, unter die Lupe genommen. Die Analyse umfasst neun Fallstudien, die von renommierten Wissenschaftlern verfasst wurden, die als Gruppe eine außergewöhnliche Mischung aus unterschiedlichen disziplinären Hintergründen sowie Fachwissen über Formen und Prozesse der regionalen Integration in verschiedenen Teilen Asiens vereinen. Die Fallstudien greifen einige der wichtigsten Merkmale und kontroversen Themen auf, die den zweiten Regionalismus charakterisieren. Dazu gehören die Entstehung und die Auswirkungen von sich überschneidenden Freihandelsabkommen, die regionale finanzielle und subregionale wirtschaftliche Integration und Kooperation, Macht und die Politik der regionalen Integration sowie der Zusammenhang zwischen Konfliktlösung, Staatszerfall und regionaler Integration.



Advancing Economic and Social Rights in the EuroMed Region. Analysing the Economic and Financial Relations between the EU and the South Mediterranean Countries (2017)

Verfasst von Anja Zorob, herausgegeben von Marc Schade-Poulsen und Marta Simplici, Kopenhagen: EuroMed Rights.

Dieser Bericht soll vor allem zwei Fragen beantworten: Erstens, haben die Entwicklungen vor und während des Arabischen Frühlings oder der Arabellionen, die Ende 2010 in Tunesien begannen, zu einem konzeptionellen Wandel in der Politik der EU gegenüber ihren Nachbarn im südlichen Mittelmeerraum oder den Ländern des südlichen Mittelmeerraums geführt? Haben sie zweitens zu einer stärkeren Neuausrichtung der wissenschaftlichen Debatte geführt, in der sich neben Sozial- und Rechtswissenschaftlern vor allem Wirtschaftswissenschaftler mit den sozialen Auswirkungen des Freihandels und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit der EU befassen und mit der Frage, wie sich diese auf die sozialen und wirtschaftlichen Rechte der Bürger der SMC auswirken? Die in dem Bericht untersuchten wirtschaftlichen und sozialen Rechte (WSR) umfassen das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard, das Recht auf Gesundheit und Bildung sowie das Recht der Arbeitnehmer auf gerechte und günstige Arbeitsbedingungen. Die Definition dieser Rechte stützt sich auf den Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (ICESCR), der 1966 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen angenommen wurde. Über den Fokus auf die ESR und die sozialen Auswirkungen der Handelsliberalisierung hinaus untersucht der Bericht die jüngsten Entwicklungen in den vertraglichen Rahmenbedingungen der Migration von SMC-Bürgern in die EU-Mitgliedsländer und die Arbeitsbedingungen in diesen Ländern sowie deren Bewertung in der wissenschaftlichen Literatur.



Braudel in Algier. Die kolonialen Wurzeln der 'Méditerranée' und der 'spatial turn' (2016)

Manuel Borutta, in: Historische Zeitschrift, Band 303, Heft 1 (August 2016): 1-38.

Auf der Basis neuer Quellen zeigt der Aufsatz, dass Fernand Braudels „La Méditerranée et le monde méditerranéen à l'époque de Philippe II“ (1949/21966) ein Produkt kolonialer und postkolonialer Verflechtungen zwischen Frankreich und Algerien war. Zugleich wird dieser Klassiker der Geschichtsschreibung in der Debatte um den „spatial turn“ verortet. Zunächst werden die kolonialen Entstehungsbedingungen des Werks beleuchtet: Zwischen 1923 und 1932 arbeitete Braudel als Gymnasiallehrer in Algerien, wo sich seine Vision vom Mittelmeer herausbildete. Im Rückgriff auf die „Schule von Algier“ reproduzierte Braudel in „La Méditerranée“ koloniale Denkfiguren der Zwischenkriegszeit. Gleichzeitig kritisierte er darin implizit den europäischen Kolonialismus, weshalb „La Méditerranée“ zuletzt sogar als antikoloniales Werk gelesen und mit postkolonialen Theorien in Verbindung gebracht worden ist. Allerdings klammerte Braudel ausgerechnet Französisch-Algerien aus seiner Kolonialismuskritik aus. Auch nach der Dekolonisation warb er wiederholt um Verständnis für die französische Algerienpolitik. Erkläret wird diese ambivalente Haltung mit Braudels privaten Verbindungen: Ein Jahr nach seinem Aufenthalt in Nordafrika heiratete er Paule Pradel, eine Tochter europäischer Siedler aus dem algerischen Departement Oran. Ihrer Familie war Braudel eng verbunden. Auch mit seinen ehemaligen Kollegen und Schülern aus Constantine und Algier blieb er bis an sein Lebensende in Kontakt. Wie diesen pieds-noirs erschien Französisch-Algerien Braudel als ein verlorenes Paradies. Die „Méditerranée“ ist daher nicht nur ein wissenschaftliches Werk, sondern auch ein Dokument nostalgischer Erinnerung an ein untergegangenes Imperium.



Internationale Sanktionen gegen Syrien - was haben sie bewirkt? (2016)

Anja Zorob, in: Politik und Zeitgeschichte, Jg. 66, Heft 8 (22. Februar 2016): 14-22.

Seit 2011 tobt in Syrien ein Bürgerkrieg mit inzwischen weit über 250000 Opfern. Mehr als die Hälfte der syrischen Bevölkerung befindet sich auf der Flucht. Viele andere harren aus in teils unvorstellbarer Not, unter Belagerung und alltäglichen Angriffen des Regimes, seiner Verbündeten oder mit ihm verfeindeten oppositionellen Milizen. Die Vereinigten Staaten von Amerika und die Europäische Union waren im Frühjahr 2011 die ersten aus den Reihen der „internationalen Gemeinschaft“, die Sanktionen gegen das syrische Regime verhängten. Zum übergeordneten Ziel der Maßnahmen erklärten die Sanktionsgeber, die Gewalt des syrischen Regimes gegen die eigene Bevölkerung zu stoppen und diejenigen zu bestrafen, die dafür verantwortlich sind. Da der syrische Bürgerkrieg jetzt in sein fünftes Jahr geht und es keine Anzeichen dafür gibt, dass die brutale Gewalt des Regimes gegen die Bevölkerung in irgendeiner Weise abnimmt, stellen sich folgende Fragen: Welche Sanktionen wurden ergriffen? Welche negativen Nebenwirkungen verursachten diese Maßnahmen möglicherweise? Können Sanktionen überhaupt ein probates Mittel sein, ein Regime wie das syrische unter Druck zu setzen?