Das Forschungsprojekt behandelt Familien und Haushalte im spätosmanischen Palästina, mit einem Schwerpunkt auf Gaza und die umliegenden Dörfer. Dank des osmanischen Zensus von 1905 können wir neuen Einblick in die vielfältigen sozialen Welten der Haushalte gewinnen, deren Größe von einer bis zu über fünfzig Personen schwankte, und darüber hinaus in die weiteren familiären Beziehungen von Haushaltsangehörigen. Die Volkszählung von 1905 war der umfassendste, der jemals im Osmanischen Reich vorgenommen wurde und erfasste, im Gegensatz zu früheren Zählungen, individuelle Daten für Frauen und Kinder, und nicht allein für männliche Erwachsene.
Die Zensusregister enthalten Informationen zu zahlreichen Aspekten des gesellschaftlichen Lebens wie berufliche Tätigkeiten, Gesundheit und Siedlungsmuster. Durch die Kombination von Zensusdaten und Befunden aus anderen Quellen (z.B. Reiseberichten, Erinnerungsliteratur und zeitgenössischen Fotografien) können wir unterschiedliche Muster von Haushalten aus allen sozialen Milieus unterscheiden. So können Strategien von Elite-Haushalten zum Erwerb von Status und Einfluss rekonstruiert werden; die Quellen enthalten aber ebenso Informationen zu in der Historiographie zu Palästina und dem Nahen Osten bisher weitgehend vernachlässigten subalternen Gruppen.