Wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit den Interaktionen zwischen dem Osmanischen Reich und seinen europäischen Partnern befassen, haben sich überwiegend auf die Zeit vor dem 18. und 19. Jahrhundert konzentriert. Dies ist in erster Linie auf die unter Historikern weit verbreitete Ansicht zurückzuführen, dass die politischen, militärischen und kommerziellen Beziehungen des Osmanischen Reiches zu Europa im 15. und 16. Jahrhundert von größter Bedeutung waren. Darüber hinaus konzentrierten sich die über die nachfolgenden Jahrhunderten erstellten Studien auf eine begrenzte Anzahl von Städten und untersuchten hauptsächlich die Beziehungen zwischen nicht-muslimischen Gemeinschaften, wie z. B. orthodoxe Kaufleute. Solche diasporazentrierten Studien neigen dazu, einen nationalistischen oder religiösen Rahmen für die historische Analyse zu wählen, wobei sie die kommunalen Bindungen in den Vordergrund stellen und die gegenseitige Abhängigkeit und die Interaktionen zwischen den verschiedenen Gemeinschaften übersehen.
Durch die Untersuchung der Bewegungen von Individuen und der daraus resultierenden Prozesse, Strukturen und Konsequenzen bietet das Konzept der Mobilität einen wertvollen Rahmen für die Analyse potenzieller Interaktionen und Interdependenzen. Das Hauptaugenmerk dieser Untersuchung liegt daher auf den Mobilitätsmustern der osmanischen Untertanen, die in den Jahren 1823, 1824 und 1825 in den habsburgischen Ländern lebten oder von dort aus reisten. Zu diesem Zweck werden drei umfangreiche Archivregister, die von habsburgischen Behörden im genannten Zeitraum erstellt wurden, einer detaillierten Analyse unterzogen. Es ist jedoch zu beachten, dass der zeitliche Umfang der Register nicht auf die drei Jahre beschränkt ist, in denen sie angelegt wurden. Tatsächlich können einige der in den Registern aufgezeichneten Informationen bis zu fünfzig Jahre vor dem Registrierungsdatum zurückreichen. Die Register enthalten Informationen wie Namen, Alter, Religion und/oder Staatsangehörigkeit sowie gegebenenfalls Angaben zu Familienmitgliedern, den Ort der Registrierung, Beschreibungen von körperlichen Merkmalen und Kleidung, Geburtsdatum und -ort, Beruf und relevante Passdaten einschließlich Ausstellungsgrund, Datum, Ort und Behörde. Darüber hinaus ist bemerkenswert, dass die Register nicht nur faktische Informationen, sondern auch subjektive Meinungen oder Erklärungen des Registerführers zu den registrierten Personen oder Gruppen enthalten können. Außerdem dokumentierten die Register die Absichten der anwesenden Personen in Bezug auf ihren Aufenthalt am Zielort. Ziel dieser Studie ist es, ein umfassenderes Verständnis der sozioökonomischen und politischen Phänomene des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts zu vermitteln, die die Interaktion zwischen Personen aus verschiedenen Gesellschaften ermöglichten, wobei der Schwerpunkt auf allen osmanischen Untertanen liegt, unabhängig von ihrem ethnischen oder religiösen Hintergrund.